"Welche Kinderfahrrad-Größe ist die passende für mein Kind?"
...ist wahrscheinlich die am häufigsten gestellte Frage vor der Anschaffung eines Kinderfahrrads.
Ein Kinderfahrrad muss immer kindgerecht passen. Also ergonomisch aufeinander abgestimmt sein. Der Körperbau bei Kindern ist noch nicht mit der Anatomie von Erwachsenen vergleichbar. Abstände und Höhen von den Kinderfahrrad-Berührungspunkte (Pedale, Griffe und Sattel) müssen stimmig sein.
Ermittlung der richtigen Größen und Maße
Dafür reicht eine einfache Zuordnung zwischen dem Alter, der Körpergröße (oder Schrittlänge bzw. Innenbeinlänge) und einer Laufradgröße wie 12 Zoll, 14 Zoll, 16 Zoll, ... nicht aus. Eine allgemein gehaltene Kinderfahrrad-Größentabelle kann daher eher nur ein ganz grober Ansatzpunkt sein.
Wie gesagt, die anatomischen Berührungspunkte (Pedale, Griffe, Sattel) müssen stimmig zueinander passen. Und nicht nur die, denn noch ein unsicheres Kind sollte mit den Füßen den Boden vollständig berühren können Erst wenn der Umgang mit dem Kinderfahrrad für ein sicheres Fahrradfahren ausreichend geübt ist reicht es aus, dass der Boden im Stand lediglich mit den Fußballen berührt werden kann.
Niedrigere Sitzrohre
Eltern neigen gerne dazu bei Produkten für Kinder, eine Nummer größer zu erwerben. Dann soll das Kind im Laufe der Zeit hineinwachsen. Schuhe, die noch zu groß sind scheuern und erschweren das Laufen - Kinderfahrräder, die zu groß sind, verderben die Freude am Radfahren und es kann zudem in gewissen Situationen auch sehr gefährlich sein.
Um die Vorteile eines größeren Laufraddurchmesser zu nutzen, werden gute Kinderfahrräder häufig mit kleineren Sitzrohren konstruiert. So passen die Kinder frühzeitiger auf die Laufradgröße. Die Konstruktion kleinerer Sitzrohre stößt jedoch dann an seine Grenzen, wenn die Kinder beim Radfahren im übertriebenen Sinne mit den Knien an ihr Kinn stoßen. Auch wenn die Sitzhöhe passt sollten die Abstände zum Lenker bei noch relativ kurzen Armen nicht zu weit entfernt sein. Das geht dann zu Lasten einer aufrechten Sitzposition, die insbesondre bei den ersten Fahrradübungen noch sehr wichtig ist.
Die Fahrradgröße in Zoll bezieht sich also nur auf den Durchmesser der Räder. Wie zuvor beschrieben ist die Sitzhöhe jedoch auch noch von der Höhe des Sattelrohrs abhängig. Zudem auch noch wie tief oder hoch die Tretachse liegt - also vom Boden entfernt ist.
Höhe des Tretlagers
Für eine gewisse „Bodenfreiheit“ ist bei einem BMX-Fahrrad (Bicycle Moto-Cross) die Tretlagerachse recht hoch positioniert. Die typische Laufradgröße für BMX-Fahrräder als Sportgerät ist 20“. Konstruiert wurden sie ursprünglich für Trickfahrten auf Geländeparcours und/oder Rampen. Für BMX-Fahrräder gibt es daher auch eine eigenständige Norm (DIN EN 16054). Nähere Informationen hierzu beim
Beuth-Verlag.
Die kleineren 16“ BMX-Fahrräder ähneln in ihrer Rahmenkonstruktion sehr den 20“ Ausführungen. Also auch mit einem deutlich höher gelegenem Tretlager. Die kleinere Version als Kinderfahrrad wird aber in der Regel nicht für akrobatische Geländefahrten, Kunststücke und Sprünge genutzt. Ein zu hohes Tretlager macht daher keinen Sinn. Ein sicheres Kinderfahrrad, das schnellen Bodenkontakt gewährleistet soll, wird daher eine möglichst niedrige Tretlagerposition haben. Um dieses zu erkennen dient die gedachte Linie zischen der Vorder- und der Hinterradachse. Wenn möglich, liegt die Mitte des Tretlagers nicht oberhalb dieser Achse.
Jedoch muss bei einem (zu) niedrig liegenden Tretlager beachtet werden, dass die Pedale bei Neigung des Fahrrads den Boden nicht berührt. Die Sicherheitsnorm schreibt daher vor, dass bei einem Neigungswinkel von 23° aus der Senkrechten kein Teil des Pedals den Boden berühren darf. Daher sollten auch die Tretkurbeln, an die die Pedale befestigt sind, nicht zu lang sein.
Herstellerangaben
Zurück zur eigentlichen Frage der richtigen Größenbestimmung: Damit sich die Kinder von Beginn an sicher fühlen müssen sie mit beiden Füßen auf den Boden kommen. Die Fahrradgröße muss also zur Schrittlänge passen. Die Schrittlänge ermitteln Sie, wenn Ihr Kind (vorzugsweise ohne Schuhe) gerade mit dem Rücken an einer Wand steht. Mit einem Zollstock oder Maßband messen sie sodann die Innenbeinlänge (= Schrittlänge) vom Schritt bis zum Fußboden.
Auf den Webseiten der Kinderfahrrad-Anbieter sollte bei jedem Produkten die Sitzhöhe der niedrigsten Sattelposition angegeben sein. Dann vergleichen Sie die ermittelte Innenbeinlänge mit den Herstellerangaben.
Wir empfehlen wie folgt: Bei den jüngsten und noch sehr unsicheren Kindern ist es ratsam, dass sicherer Bodenkontakt beim Sitzen auf dem Sattel beidfüßig über die gesamte Sohle bestehen sollte. Später, bei geübten Kindern, kann die Sitzfläche 2 cm höher sein. Und wenn die Kinder schon einen sicheren Umgang haben (z.B. bei der Verwendung eines 18“ Fahrrads), dann kann die Sitzhöhe auch durchaus bis zu 4 cm höher sein.
Für eine längere Nutzung des Kinderfahrrads kann die Sattelstütze bis zur markierten Maximalhöhe und meistens auch die Lenkerhöhe sowie die Lenkerneigung nachgestellt werden.
Was ist die Überstandshöhe?
Für die optimale Fahrradgröße orientieren Sie sich wie zuvor beschrieben am besten an der aktuellen Schrittlänge und vergleichen diese mit den Herstellerangaben zur Sitzhöhe der jeweiligen Kinderfahrräder.
Manchmal wird dort auch die sogenannte Überstandshöhe angegeben. Also die Höhe oberhalb des oberen Rahmenrohres bis zum Boden. Und zwar an der Stelle wo die Kinder stehen, wenn sie vom Sattel steigen. Das Oberrohr sollte verständlicherweise auch nicht zu hoch sein.